metamorphose

Luise Maier

»Die Frauenfiguren, die sich in diesem Buch aneinanderreihen, sind 2017/18 auf der Insel Ambon in Indonesien entstanden. Ich war dort ein Semester lang, um an der Pattimura-Universität Deutsch zu unterrichten. Während in dieser Zeit in Europa und den USA die #MeToo-Debatte entbrannte, war ich auf Ambon tagtäglich mit dem Patriarchat konfrontiert – vor allem in Form von Militärpräsenz und politischen Werbeplakaten.

Das Militär auf Ambon wurde 2010 aufgestockt, nachdem es Konflikte zwischen den muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen gegeben hatte: Auf zehn Einwohner*innen kam nun ein Soldat; ich sah sie täglich durch die Stadt marschieren. In den Vorhöfen der Militärlager standen Statuen: Raketen und Männer in Siegespose mit Gewehren in den Händen.

Die lokalen Politiker patrouillierten nicht, liessen aber ihr Konterfei riesig vergrössert auf das Wahlvolk herabschauen. Die Plakate hingen an Gebäuden, an Bäumen, als Banner zwischen Straßen, am Straßenrand. Männer in Uniform, Männer mit Schnauzbart, Männer in wichtiger Pose. Die Botschaft war klar: Hier regiert der Mann.

Als Gegengewicht zur Ohnmacht, die die Omnipräsenz der Soldaten und Plakate in mir auslöste, und vielleicht auch als Gegenreaktion darauf, dass #MeToo es nicht bis in diesen Teil der Welt geschafft hatte, fing ich an, meine Notizbücher Seite für Seite mit diesen Frauenfiguren zu füllen: weiche, runde, kraftvolle Wesen, aus einer Linie geformt, klar einem inneren Ziel folgend.« (Luise Maier)

Luise Maier, deren erster Roman »Dass wir uns haben« mit dem Berner Literaturpreis ausgezeichnet wurde, wagt sich hier in neue Sphären des Nurzeichnens und Erzählens.

Pressestimmen

Lesen Sie Tobias Gradens schöne Rezension aus dem Bieler Tagblatt hier.