Das Losungswort

Jean-Luc Benoziglio

»Halb Franzose, zum Teil Jude, halb Schweizer, nicht sehr katholisch, hat der Autor diese vier Elemente in den Computer eingegeben (den er nicht besitzt) und seine eigene Erinnerung angeklickt, oder was davon übrig bleibt.

So erfährt man also, weshalb ein griesgrämiger Helvetier, Gelegenheitsflötist, sich gegen Mitte dieses Jahrhunderts auf einer kleinen Insel zwischen der Garonne und der Dordogne niederliess. So erfährt man von der nicht sehr harmonischen Partitur, die er dort mit Saisonnière, der Violinistin, spielte. So erfährt man, was, auf dem gegenüberliegenden Ufer, Besitzer der Autowerkstatt, Bürgermeister, Arzt, Priester, Architekt, Lehrerin, Zimmermädchen, Wirt und so weiter von ihm hielten. Und so erfährt man schliesslich, warum und wie, auf dem blauen Genfersee, dies alles zwangsläufig in einem fabelhaften Misston endete.

Zum Schluss sei festgehalten, dass aufgrund eines schwerwiegenden Programmierungsfehlers die Hauptperson gut und gern zwanzig Jahre älter ist als ihr Autor.«

Dabei ist diese explosive Mixtur herausgekommen, wo, Akzente, Uhren, Banken, Rinder, Neutralität, Zweiter Weltkrieg und französisch-schweizerischer Kleinkrieg, sich alles vermischt, aufeinanderprallt und in die Brüche geht. Und das mit einem so provokativen Ungeschick, dass alle Lager, für einmal einig, garantiert lauthals protestieren werden, das gleiche ihnen nicht.

»Kann es eine Meinung geben, die altbekannte Leier, wenn man, um sie zu verteidigen, sich keiner ernsthaften Gefahr aussetzt, ein paar Unannehmlichkeiten höchstens, persönliche oder berufliche, und wenn man im tiefsten Innern, ohne es sich einzugestehen, doch genau weiss, und vielleicht vage und schändlich erleichtert darüber ist, dass sie nach menschlichem Ermessen unter den örtlichen Gegebenheiten nie umgesetzt werden wird? War es nicht eher, und nicht viel reifer, dieselbe bequeme Art, sein Gewissen zu beruhigen wie zu der Zeit, als er sich mit Schokolade vollstopfte, um die Verpackung für die Missionen aufzuheben? Zu Kugeln zerknüllt, nahm diese Sammlung in gewissen Haushalten ein recht beträchtliches Ausmass an, dem nur dasjenige der Leber derer gleichkam, die sie anlegten. Nie jedenfalls wäre ihm der Gedanke gekommen, das Silberpapier selbst zu essen und den Chinesenkindern die To-ble-lone zu schicken.« (Jean-Luc Benoziglio)

Übersetzt hat das Buch Gabriela Zehnder.

Nach Louis Capet, Fortsetzung und Schluss ist es das zweite Buch von Jean-Luc Benoziglio, das im verlag die brotsuppe erschien.